SINNblick Oktober

Niklas ist seit vorigen Freitag schon wieder zu Hause. Der Niklas Papa hat hier ja eh berichtet. Die Operation ist gut verlaufen. Wirklich ein kleiner Eingriff. Die Metallplatten und Schrauben haben wir mit nach Hause bekommen. Wie Artikel vom Baumarkt schauen sie aus auf den ersten Blick. Schon merkwürdig, wenn man bedenkt, dass diese mehr als ein Jahr lang alles "gesichert" haben. 

Natürlich sind seine Oberschenkel noch geschwollen. Baden ist tabu - die Naht-Entfernung ist für nächste Woche geplant. Ich habe diese Woche Urlaub - weil ich im Vorhinein nicht sicher war, wie gut es Niklas gehen wird. Er ist schon so weit fit - und deshalb seit Montag schon wieder in der Schule. Ich habe nun - ganz unverhofft - etwas mehr Zeit. Der Haushalt verschlingt davon natürlich jede Menge. Die Nachmittage gehören den Kindern. 



Aber heute hab ich mir vorgenommen, einfach mal wieder ein bisschen Zeit für mich freizuhalten. Das geht eigentlich nur, wenn ich raus gehe. Eine Stunde hab ich mir genommen. Und hab Herbstlaub beim Fallen zugesehen (und man glaubt es kaum: auch zugehört!), Enten beobachtet und Fotos gemacht.... herrlich!!!

Ich bin geschlaucht momentan. Niklas versteht immer besser Zusammenhänge. Bei Arztterminen weiß er zum Beispiel schon, dass auf eine Emla-Salbe bald eine Blutabnahme kommt. Kein Wunder also, dass er diesmal im Krankenhaus auch wirklich Angst hatte vor Untersuchungen. Natürlich haben wir ihm erklärt, dass das Metall entfernt wird. Das eine Operation notwendig ist. Aber das Thema kann er - so meinen wir - nicht wirklich fassen. Es ist für mich nahezu unerträglich, Niklas nach viermal (vergeblichen) Stechen zu erklären: es muss leider nochmals versucht werden. Krankenhausaufenthalte sind für uns nichts seltenes - und trotzdem bin ich es oft leid... 





Als Mama ist man es gewöhnt, immer gebraucht zu werden. Zumindest als Mama von Kleinkindern. Das ist an sich ja ein richtig schönes Gefühl. Aber es ist auch anstrengend. Von zu Mittag an nehmen mich beide Kinder voll in Beschlag. Anika kann sich gut alleine beschäftigen. Möchte aber punktgenau immer dann die Mama, wenn ich grad mit Niklas etwas mache. Sie ist ein sehr quirliges Kind - und ich genieße es natürlich, wenn sie mal in aller Ruhe mit mir spielt oder ein Buch ansehen will. Anikas Spielsachen interessieren Niklas nur meistens nicht. Er klinkt sich dann schnell aus und fordert seine Blink-Blink Dinger. Neuerdings "ruft" er nun oft "Mama, mir ist fad - was machen wir jetzt?" Das ist irrsinnig toll! Mein Problem allerdings: ich kann mich nicht zweiteilen. Gemeinsames finden ist nicht einfach. Dazwischen die anfallende Pflege von Niklas - die einiges an Zeit in Anspruch nimmt. Abends bin ich dann echt froh, wenn der Niklas-Papa übernimmt.

Ich hab zwischenzeitlich versucht, wieder zu Nähen. Nur gibt mir das nicht die erhoffte Entspannung. Auch wenn´s mir Spaß macht, aber ich muss dazu immer alles her- und wieder wegräumen... Bei meinem kurzen Rundgang heute hab ich deshalb beschlossen: ich werd meine SINNblickrunden wieder gehen. Raus, ein bisserl herumgehen. Bilder machen. Das mag ich. Und das bringt in kurzer Zeit relativ viel Ausgleich. Effizient eben. Genau, das werd ich machen!

Und für euch noch ein paar Herbstbilder.... mensch, eine schöne Gegend haben wir hier!  (Die Sonne hat sich vormittags leider nicht wirklich heraus getraut)






Kommentare

  1. In einer sehr sehr schönen Gegend wohnt ihr, wunderschön.
    Ich freue mich, dass du diese Woche ungeplant etwas freie Zeit für dich hast. Versuch sie auch ein wenig zu geniessen und nicht nur dem Haushalt nachzurennen. Du leistest so viel, du musst auch mal für dich schauen. Dass du mit den Sinnblicken wieder beginnst finde ich super :).
    Liebe Grüsse aus der Schweiz (hier auch keine Sonne, ich glaub die hat Urlaub :))

    AntwortenLöschen
  2. Dem Laub beim Fallen zuzusehen und zu hören, finde ich toll. Schön, dass es diese kleinen Freuden gibt, denn deinen Alltag mit zwei fordernden Kindern stelle ich mir doch ziemlich anstrengend vor.

    Was die Zauberpflaster (Emla) angeht: Braucht Niklas sie wirklich? Bei Saskia musste auch oft gestochert werden, bis der Arzt eine Vene fand. Uns wurde dann erklärt, wenn das Pflaster zu lange drauf ist, werden die Venen zu weich und sind schwer zu stechen. Seitdem geht es wunderbar ohne. Vielleicht wäre das mal einen Versuch wert!?

    Hier im Norden war es bis jetzt sehr schön sonnig. Jetzt wird es grauer - oder wird es schon dunkel?

    Schönes Wochenende!

    AntwortenLöschen
  3. Danke für die wunderschönen Herbst-Bilder! Ja, das Hinausgehen bringt bestimmt ein Quentchen Entspannung, selbst bei angeblich nicht so gutem Wetter.
    Und es ist bewundernswert und großartig, was Sie leisten; sie alle, die ganze Familie. Niklas Fortschritte sind der Lohn dafür. Ich bewundere immer wieder Ihre Kraft und Stärke.

    Alles Liebe
    Elena

    AntwortenLöschen
  4. Effizente Entspannung. Effizenz und gute Einteilung ist es wohl, was Eltern eines behinderten Kindes brauchen. Andere Kinder brauchen mit der Zeit einfach immer weniger von den Eltern. Euer Niklas wir euch immer brauchen. Ich finde es ganz normal, dass diese Aussicht manchmal ein wenig bedrückt. Ganz egal wie sehr ihr eure beiden Kinder liebt. Man darf auch mal unzufreiden mit sich der Situation und überhaupt der ganzen Welt sein.
    Liebe Grüße!

    AntwortenLöschen
  5. Tolle Bilder und gut, dass du dir die Zeit genommen hast. Es tut sonst niemand für dich. Die Natur ist zum Auftanken bestens geschaffen und das kostet uns nichts, ist doch wunderbar!
    Fein, dass Niklas alles gut überstanden hat und als Stehaufmännchen schon wieder fast im Alltag ist. Tapferer Bursche!! :-)

    Liebe Grüße,
    Monika

    AntwortenLöschen
  6. Schön sind sie Deine Bilder ... so fein. Und wenn ich nun auch noch weiss wie gut es Dir getan hat Deine Blicke und Dein Gehör in der Natur auf "Pause" zu stellen gefällt es mir gleich noch viel mehr die Fotos anzuschauen.
    Es ist sehr gut, dass Du etwas für Dich gefunden hast.
    Schade, dass Du keine Ecke für die Nähsachen finden kannst. ich musste gleich an meine Mama denken. Sie hat auch jahrelang her und weg geräumt. Und dann, als ich auszog hatte sie ihre Ecke gefunden, das hat mich gleich mit gefreut, damals ....
    Zum Zauberpflaster kann auch ich Dir schreiben: bei Robert geht es ohne viel, viel besser. Er lässt sich schon 2 Jahre die Salbe nicht mehr drauftun, obwohl fast jeder Arzt bei Blutabnahmen mit dem Vorschlag kommt. Und .... auch bei ihm klappt das nun fast immer beim ersten Mal! Wir kennen auch die bis zu 4 Mal Picksereien bei ihm .....
    Ich wünsch Dir immerwieder Zeiten nur für Dich, und Euch beiden Zeiten für Euch beide. Es ist so wichtig, man ist nicht nur Papa und Mama. Robert war nun 2 Monate durchgehend zuHause. Auch er kommt ja nun mittags heim. Ich freu mich so auf das nächste Wochenende, da darf er mal wieder in die Kurzzeitpflege. Vier Tage lang!
    Ich hab`s schon leichter als Du, denn die Pflege ist nicht aufwendig, er macht mittlerweile viel selber. Ich muss dabei bleiben, sonst passiert sofort etwas Doofes. Aber machen tut er nun echt fast alles allein. Auch hier kommt genau dann das Schwesterlein, ja, die Grosse ... und braucht etwas. Gestern hat Robert in den vielleicht 2 Minuten ein volles Duschbad in die Badewanne. Wie oft haben wir ihm schon erklärt, dass sowas nicht sein soll ... das kriegt man vom Kind fast nicht mehr ab, so glitschig ist das dann. Gestern konnte ich es nicht mit Humor nehmen, ich war echt sauer :-(
    Und da ist es gut, wenn man Aussicht auf "Pause" hat. Ich musste mich damals erst sehr dran gewöhnen ihn auch nachts Fremden zu überlassen. Nun passt es, ich hab Vertrauen, es ist eine Einrichtung der Lebenshilfe.

    liebe Grüsse, auch hier: Nebel. Schon fast drei Wochen, nur ab und zu für eine halbe Stunde am Spätnachmittag Sonne. Das Wetter tut niemanden mehr gut

    Elisabeth

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen