14 Tage

Genau 14 Tage sind es noch bis zur OP. 14 Tage und ich verdränge noch immer recht erfolgreich diese große Angst. Die Angst davor, dass diese Entscheidung nicht richtig war. Das Wissen, dass hinter dieser Operation ein relativ hohes Risiko lauert. Die Bedeutung, dass WIR diese Entscheidung getroffen haben. Wir - als Eltern. Nicht Niklas, den es ja betrifft. Das Einholen einer Zweitmeinung war nicht besonders hilfreich - und so mussten wir uns doch auf unser Gefühl verlassen. Aber Herz und Hirn arbeiten leider oft nicht im Einklang.
 
So viele Entscheidungen mussten wir schon für unseren Sohn treffen. Das machen alle Eltern so. Zumindest bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Die Tragweite unserer Entscheidungen ist allerdings eine ganz andere.
 
Wir entscheiden was Niklas anzieht, was er isst oder wie sich seine Freizeit gestaltet. Dinge, die ein Schulkind üblicherweise schon selbst wählt - oder zumindest seine eigene Meinung dazu hat (und diese auch kundtut). Klar, in gewisser Weise kann auch Niklas mit"reden". Das ist allerdings nur sehr, sehr begrenzt möglich. Wenn Niklas nicht einverstanden ist mit unserer Wahl, meldet er sich mehr oder weniger lautstark oder macht einfach nicht mit. Dann ist es allerdings oft zu spät zum sofort umdisponieren. Wir sind schon unterwegs oder haben bereits einen Therapieplatz (mit langer Wartezeit) ergattert.
 
Wir entscheiden aber auch über Therapien, welche Medikamente wir probieren oder welche medizinischen Eingriffe gemacht werden sollen. Bei Hilfsmitteln hört er oft: "Niklas, das muss einfach sein - das ist gut für dich".
 
Aber wer kann sich anmaßen zu wissen, was tatsächlich gut für unseren Sohn ist? Ein Arzt? Ein Therapeut? Wir Eltern?
 
Niklas ist zur Zeit super drauf (wenn auch oft recht müde am Abend). Er lacht viel - geniest das Leben. SEIN Leben. Gerade deshalb bedrückt mich dieser Countdown. Schmerzen dürfte Niklas nach wie vor nicht haben. Oder aber, er hat gelernt damit umzugehen. Nicht einmal das können wir mit Sicherheit beurteilen. Ich weiß nur, man kann ihn nur mit Mühe wickeln - so sehr beherrscht die Spastik seine Beine. Und ich stelle mir diese Spannung sehr unangenehm vor. Wir müssen Niklas in der Nacht penibel gut lagern  damit er keine Druckstellen an der Hüfte bekommt. Das alles soll nach der Operation besser werden. Hoffentlich.
 
Aber wenn ich mir Niklas ansehe, kann ich nur immer wieder stauen über unseren kleinen Mann. So viel hat ihm das Leben schon abverlangt. Mit Vielem muss er sich einfach abfinden. Und dennoch findet er in jeder noch so schwierigen Situation einen Antrieb. Einen Ansporn weiter zu machen - und nicht zu verzagen. Er macht immer das Beste aus dem gerade Gegebenen.
 
Und an das klammere ich mich. An die Erwartung, dass alle ihr Bestes geben, die Hoffnung, dass keine Schwierigkeiten auftauchen und vor allem an die Überzeugung, dass unser Niklas ein Optimist ist. Durch und durch.
 
 


Kommentare

  1. Lass Dich mal ganz fest drücken
    Es wird gut, ganz sicher, ich drück euch soo sehr die Daumen. Ich versteh aber gut, was Du meinst ....
    Und heute "flankerlt" es hier auch wieder .... :-) ... das sagt sogar der Robert, und ist ja auch gut so, wo er doch ein halber Österreicher ist. Susanne philosophiert da schon weiter .... ist sie nun eine halbe Österreicherin und eine halbe Bayerin ... ?und was sagt sie dann: "Ich glaub ich bin so cool, dass ich beides GANZ bin!" Sehr selbstbewusst, oder?
    liebe Grüsse
    Elisabeth

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  2. liebe tanja,
    so schwer, hier einen rat zu geben, außer, dass ihr als eltern trotz allem niklas am besten kennt und daher noch am besten entscheiden könnt, was, wie wo für ihn gut sein könnte - er ist eine kämpfernatur, das merkt man aus deinen posts. und er versteht trotz allem, das leben zu nehmen, es zu genießen - alleine das zeigt, dass ihr bis jetzt richtig entschieden habt, sonst wär's ganz anders, sonst wäre niklas anders. ich denke wir eltern können, sofern wir und nicht das kind entscheidet/entscheiden kann, nur nach unserem gefühl mit herz und hirn gehen und mit viel liebe - meiner meinung nach tut ihr das, und dann wird's gut sein!
    liebe tanja, dank dir für dein ausführliches mail - ich bin noch nicht zum antworten gekommen. es ist eine etwas verzwickte lage mit dem buben, weil so viel dazugekommen ist, was vermieden hätte können (die mutter hat im sommer die familie verlassen, das schlimmste was ich mir vorstellen kann, vor allem weil ich selbst als mutter es nicht nachvollziehen kann, würd ich doch mein leben geben für mein kind, wenn's sein müsste...), das alles hat seinen zustand noch verschlimmert und mittlerweile sind einige pädagogen deshalb der meinung, er gehöre in eine sonderschule - ich denke, da wird wenig geschaut, warum das kind im moment sozial noch auffälliger ist und bin der meinung, er kann mit gezielter förderung (konzentration, wahrnehmung, rückzugsmöglichkeit) sehr wohl in eine integrationsschule gehen... naja, wir werden sehen und versuchen dem englischsprachigen vater, der nun alles alleine bewältigen muss, zu helfen, wie's halt geht...
    liebe, ich halte euch und niklas die daumen für die op! möge ein weihnachtsengel und zahlreiche schutzengel über ihn wachen! und möge die op tatsächlich eine gewisse erleichterung bringen für ihn.
    alles alles liebe euch!
    dania

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  3. Liebe Tanja , ich halte euch allen die Daumen dass alles gut geht und die Op Erleichterung für Niklas bringt . Ich weiß aus eigener Erfahrung dass Eltern oft mehr mit ihren Kindern leiden als die Kinder selbst. Mein Sohn wurde vor 17 Jahren mit einem Herzfehler geboren , die ständigen Untersuchungen und Einschränkungen (speziell in der Pupertät) nehmen mich mehr mit wie ihn selber.
    Ich kann mich nur Dania anschließen mit meinen Wünschen für euch !
    Herzlichst Ursula

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  4. Ich will nicht viele Worte machen - wir wünschen euch einfach alles Gute und werden weiter verfolgen, wie ihr die Situation meistert!
    Herzliche Grüsse aus Wien

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  5. Ach, wie gerne würde ich dir ein wenig von dieser Schwere, der Angst abnehmen! Ob ihr die richtige Enscheideung getroffen habt - wer weiß das schon? Was ist schon richtig? Was für den einen passt für den nächsten gänzllich verkehrt.
    Ich bin mir aber ganz sicher ihr habt eine gute Entscheidung getroffen, für Niklas, für eure Familie. Ich hoffe ihr könnt noch ein wenig den Advent genießen bevor die OP losgeht.

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